Sie hat es fast geschafft: Anny Ogrezeanu steht im Finale der Castingshow „The Voice of Germany“. Mit ihrer Musik möchte sie auf ihren Lebensmittelpunkt aufmerksam machen: Das Ahrtal. Dort ist Ogrezeanu als Fluthelferin aktiv.
Anny Ogrezeanu steht ganz knapp vor ihrem Ziel. Sechsmal hat sie sich bei der Gesangs-Castingshow „The Voice of Germany“ beworben, jetzt ist sie eine von vier Finalisten. Am Freitag, 4. November, entscheidet sich, ob die 21-Jährige gewinnt. Mit ihren Auftritten will sie die Aufmerksamkeit auch auf das Ahrtal lenken, wo sie sich seit der Flutkatastrophe im Juli 2021 als Helferin engagiert.
„Ins Finale einzuziehen, bedeutet mir die Welt. Das war schon so lange ein Traum von mir“, sagt Ogrezeanu im Gespräch mit unserer Redaktion. „Ich habe das immer noch nicht realisiert.“ Sie sei allen, die für sie abgestimmt und sie unterstützt haben, einfach nur dankbar. Mit dem Lied „Not about Angels“ von Birdy setzte sie sich im Halbfinale gegen drei Kandidaten durch und vertritt nun das Team von Sänger Mark Forster.
Schwieriger Abschied bei jedem Ausscheiden
Bei der Finalshow tritt Ogrezeanu gegen die Kandidaten Tammo Förster aus dem niedersächsischen Duderstadt, Basti Schmidt aus Berlin und Julian Pförtner aus Heidelberg an. Trotzdem seien sie keine Einzelkämpfer. „Wir unterstützen uns gegenseitig“, betont Ogrezeanu. Wenn Kandidaten ausgeschieden seien, sei ihr der Abschied schwer gefallen. „Es ist schade, dass wir hier nur noch zu viert sind“, bedauert Ogrezeanu.

Besonders viel habe sie bei „The Voice of Germany“ hinsichtlich ihrer Bühnenperformance und dem Kontakt mit Fans gelernt. Doch mit der Bekanntheit kommen auch neue Herausforderungen hinzu. „Die ganze Orga von Proben, Übungen und dann noch Social Media, die Interaktion mit den Leuten und das Privatleben - das ist schon viel zu managen“, zählt Ogrezeanu auf. Zum Glück werde sie von Freunden bei der Organisation unterstützt.
Hilfe im Ahrtal weiterhin gebraucht
Die Aufmerksamkeit des Publikums möchte Ogrezeanu nicht nur für ihre Musikkarriere nutzen. „Meiner Meinung nach ist Kunst nur sinnvoll, wenn sie eine Bedeutung hat“, sagt Ogrezeanu. Mit ihren Auftritten möchte die 21-Jährige aus Wachtberg bei Bonn daran erinnern, dass im Ahrtal weiterhin Hilfe benötigt wird. Auch während ihrer Zeit bei der Castingshow hat Ogrezeanu sich weiterhin engagiert.
Die Helfer suchen sie sich selbstständig. Die ehrenamtliche Unterstützung werde dringend gebraucht, betont Ogrezeanu. Neben dem Anlegen von Gartenanlagen gebe es noch immer große Projekte, um die sich vorher niemand kümmern konnte oder wollte. „Entgegen aller Erwartungen sind wir noch immer mit Stemm- und Abrissarbeiten beschäftigt“, sagt Ogrezeanu. Gerade kümmerten sie sich um ein Haus in Bad Neuenahr, das entkernt werden müsse.
Helfer und Betroffene unterstützen Ogrezeanu
Ein Slogan, der die Helfer schon lange begleitet, ist noch immer von Bedeutung: „SolidAHRität“. Schon vor einem Jahr lobte Ogrezeanu gegenüber unserer Redaktion das Gemeinschaftsgefühl unter den Helfern und die Dankbarkeit der Betroffenen. Das spürt Ogrezeanu auch bei ihrem Weg in der Castingshow. Um ihre Auftritte gemeinsam zu schauen, haben ihre Mitstreiter Public Viewings organisiert. Für das Halbfinale reiste ihr komplettes Helferteam, aber auch Betroffene aus dem Ahrtal aus Rheinland-Pfalz nach Berlin an. „Das Ahrtal steht so krass hinter mir. Das ist unfassbar schön und wahrgewordene Solidarität“, erzählt Ogrezeanu begeistert.
Einen Plan für den Fall, dass sie gewinnt, hat Ogrezeanu noch nicht. Nur eine Sache steht fest: „Ich werde so oder so feiern.“ Natürlich würde sie den Erfolg dann gerne nutzen, um eine Musikkarriere zu starten. Und:
Mit zu Hause meint Ogrezeanu nicht ihren Heimatort, sondern, na klar, das Ahrtal.