Ein Angebot der NOZ

Wettervorhersage Woher Meteorologen wissen, wie wir die Temperatur empfinden

Von Berit Rasche | 16.02.2022, 21:52 Uhr

Auf das Thermometer geschaut und dennoch die falschen Klamotten angezogen? Hier erfahren Sie, wie sich die gefühlte von der tatsächlichen Lufttemperatur unterscheidet und wie sie berechnet wird.

Wenn man morgens das Haus verlässt oder seine Sachen für einen Urlaub packt, fällt es manchmal gar nicht so leicht, einzuschätzen, welche Kleidung angemessen ist. Dieselbe Temperatur kann sich an verschiedenen Tagen und Orten nämlich ganz unterschiedlich anfühlen. Wetterdienste geben daher häufig in ihren Meldungen nicht nur die tatsächliche, sondern auch die gefühlte Lufttemperatur an.

Michel sagt uns, wie warm es wirklich ist

Um zu berechnen, wie eine bestimmte Lufttemperatur tatsächlich auf den Körper wirkt, arbeitet der „Deutsche Wetterdienst“ (DWD) mit dem sogenannten „Klima-Michel-Modell“: In die Gleichungen werden die Parameter einer fiktiven männlichen Person im Alter von etwa 35 Jahren mit einer Größe von 1,75 m und einem Gewicht von 75 kg eingefügt. Dabei werden sowohl die Luftfeuchte, die Sonneneinstrahlung und die Windgeschwindigkeit als auch „Michels“ Aktivität, metabolische Rate und die Wärmeisolation seiner Kleidung berücksichtigt.

So lässt sich über den „Klima-Michel“ die durchschnittliche persönliche Empfindung der Lufttemperatur herausfinden - also wie behaglich sich die Menschen bei einer bestimmten Temperatur im Durchschnitt fühlen und ob sie etwa Hitze- oder Kältestress empfinden. Bei niedrigen Temperaturen und starkem Wind liegt die gefühlte Temperatur in der Regel unterhalb der Lufttemperatur, bei Sonneneinstrahlung und schwachem Wind darüber.

Wieso die gefühlte Temperatur nicht gegendert wird

Die gefühlte Temperatur kann allerdings nur als Orientierung dienen. Eine genaue Angabe zum persönlichen Temperaturempfinden kann sie nicht geben, da es allein schon zwischen den Geschlechtern Unterschiede gibt. „Doch wenn man ganz genau sein wollte, müsste man auch Aspekte wie Alt und Jung, Stadt und Land, Flachland und Berge und so weiter berücksichtigen“, räumt Professor Andreas Matzarakis vom „Deutschen Wetterdienst“ gegenüber dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) ein. „Aber die Zeit für zusätzliche Berechnungen haben wir nicht“.

Die gefühlte Temperatur ist nämlich nicht vornehmlich für Menschen auf dem Weg zur Arbeit oder in den Urlaub gedacht. „Bei der gefühlten Temperatur geht es vor allem darum, schnell warnen zu können“, erklärt Meteorologe Matzarakis. Beispielsweise müssten Alten- und Pflegeheime bei großer Sommerhitze zügig auf ein besonderes Schutzbedürfnis ihrer Bewohner hingewiesen werden können.

Noch keine Kommentare