So einfach ist das nicht: Wer im Rathaus baulich etwas verändern möchte, muss sich erst mit der Denkmalschutzbehörde kurzschließen. Eine Ausnahme gibt es allerdings: die Toiletten.
Der Unterschied zwischen einem Bewegungs- und einem Präsenzmelder ist kein geringer. Die Rathaustoiletten sind jetzt an der Decke mit dem Letztgenannten ausgestattet. Er steuert die Lichtversorgung über LED-Lampen abhängig von Körperwärme im Raum. Ein Bewegungsmelder würde bei länger dauerndem Geschäft Bewegungen im unpassenden Augenblick verlangen, um nicht in Dunkelheit zu versinken.
Das Beispiel mag deutlich machen: Man hat sich etwas gedacht bei der andauernden Sanierung des Rathauses. Und Andreas Tensfeldt ist als zuständiger Fachbereichsleiter der Mann, der ganz genau weiß, was.
Sanierung der sechs Toiletten war überfällig
Die Sanierung der sechs Toiletten im Gebäude bezeichnet er als überfällig. Der Charme und die Farben einer anderen Zeit zeigten bis vor Kurzem noch, dass hier lange nichts passiert war. Jetzt ist der erste Bauabschnitt vollendet und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Dabei erzählen die hellen Wand- und dunklen Bodenfliesen sowie die neue Keramik längst nicht die ganze Geschichte. „Der ganze Fußboden musste heraus und die Decken wurden verstärkt“, berichtet Tensfeldt vom erheblichen baulichen Aufwand.
Fliesen nicht aus der Stoffregen-Ära
175.000 Euro kostet die gesamte Maßnahme, Anfang September soll sie abgeschlossen sein. Bereits jetzt sei im fertigen Teil das Echo von Rathausbeschäftigten und -besuchern gut.
Was der Denkmalschutz zu der umfassenden Veränderung gesagt hat? Gar nichts. Weil dunkelgrüne Trennwände und dunkelbraun geflammte Fliesen natürlich nicht in der Stoffregen-Ära angebracht wurden, sondern erst vor einigen Jahrzehnten.
Dagegen interessiert sich das Landesamt für Denkmalpflege in Hannover brennend für die innere Beschaffenheit des Rathauses. Zwei Restauratorinnen haben die Bestandsaufnahme bereits abgeschlossen und waren laut Tensfeldt „ganz begeistert“. Vieles sei eben noch original im Schmuckstück Rathaus und die Stuckarbeiten besonders schön. Eine Entwicklung wir über Jahrzehnte in der Markthalle hat es nicht gegeben.
An den Farbschichten vorsichtig gekratzt
Weil im Laufe der Jahrzehnte im Rathaus mancher Anstrich erfolgt ist, konnte bis jetzt niemand sagen, welches Weiß genau einmal die Wände geziert hat. Wohlgemerkt: bis jetzt. Denn die Restauratorinnen haben einzelne kleine Stellen vorsichtig freigekratzt und die einzelnen Farbschichten analysiert.
Samt 200.000 Euro Förderung durch den Bund sind 515.000 Euro veranschlagt, um das Rathaus wieder so originalgetreu wie möglich herauszuputzen. „Man muss sich jetzt für jedes Teil überlegen, wie wir damit umgehen“, sagt Tensfeldt.
„Zeigen, wie es ursprünglich war“
Und die nächste Baustelle wartet schon: die zum Teil aufgebrauchten hölzernen Fensterrahmen im Treppenhaus. Sie müssen teilerneuert werden, nach den Vorgaben der Denkmalschützer.
Tensfeldt freut sich schon auf das Gesamtergebnis: „Wenn wir in der Lage sind zu zeigen, wie es ursprünglich war, ist das hervorragend!“