Im Jahr der Wiedervereinigung wurde auch die Partnerschaft zwischen Delmenhorst und Eberswalde besiegelt. Für den damaligen OB Jürgen Thölke war es „eine spannende Zeit“.
Ein Vierteljahrhundert ist es nun her, dass die beiden deutschen Staaten wieder zu einem einigen Deutschland verschmolzen: Am 3. Oktober 1990 trat der von der Volkskammer beschlossene Beitritt der DDR zum Geltungsbereich des Grundgesetzes in Kraft. Entscheidende Wegmarke dahin war der Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989.
Ein Ereignis, das deutsch-deutsche Begegnungen zwischen Familienangehörigen, die die Teilung auseinandergerissen hatte, auch für viele Delmenhorster wieder problemlos möglich machte. Auch für einige Fachleute aus unserer Region, deren Rat gefragt war bei den umwälzenden Veränderungen in Verwaltung und Wirtschaft in Ostdeutschland, öffneten sich plötzlich Türen, von denen man kurz zuvor gar nicht gedacht hätte, dass es sie überhaupt gibt. So wechselte beispielsweise der langjährige Delmenhorster Oberstadtdirektor Franz Cromme, der von August 1986 bis Juni 1990 als Staatssekretär eine hohe Position in der Landesregierung in Hannover bekleidet hatte, im Oktober 1990 in den äußersten Osten Deutschlands: Cromme übernahm die kaufmännische Leitung der vormals staatlichen Energieversorgung in Frankfurt/Oder. Ein anderer ehemaliger Verwaltungschef der Stadt Delmenhorst, Willi Schramm, half nach seiner Pensionierung Anfang 1991 zeitweise als Berater bei der Umstrukturierung der Verwaltung in der Partnerstadt Eberswalde.
Verhandlungen mit Rudolstadt blieben erfolglos
Die Partnerschaft mit der heute knapp 40000 Einwohner zählenden Stadt in Brandenburg ist ebenfalls eine Frucht der Wendezeit. Bereits vor der Maueröffnung hatte es einen Versuch gegeben, eine Bindung mit einer DDR-Kommune einzugehen – ohne Erfolg, wie sich der damalige Oberbürgermeister Jürgen Thölke erinnert: „Die Verhandlungen mit Rudolstadt verliefen im Sande.“
Nach dem 9. November waren die Perspektiven plötzlich völlig andere, ein neuer Anlauf wurde unternommen. Das war nicht so ganz einfach, berichtet der Delmenhorster Ehrenbürger: „Wir haben damals überlegt, welche Stadt dafür überhaupt noch infrage kommt, nachdem viele andere Städte schon Partnerschaften eingegangen waren.“
Partnerschaftsvertrag mit Eberswalde im Juni 1990 besiegelt
Die Wahl fiel auf Eberswalde, und nach dem Besuch einer Delmenhorster Delegation im Osten, einem Gegenbesuch und erfolgreichen Verhandlungen wurde die Freundschaft offiziell besiegelt. Am 19. Juni 1990 unterzeichneten Jürgen Thölke und sein Eberswalder Amtskollege Hans Mai im hiesigen Rathaus die Partnerschaftsurkunde.
Der Städteverbindung attestiert Thölke, sich „sehr bewährt“ zu haben, was sich gerade auch in vielen privaten Kontakten manifestiere. An die aufregenden Monate zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung denkt der Pensionär gerne zurück: „Es war eine spannende Zeit, eine Zeit voller Freude und Hilfsbereitschaft.“