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Offener VHS-Lerntreff für Erwachsene Volkshochschule Delmenhorst hilft beim Lesen, Schreiben und Rechnen

Von Marco Julius | 18.09.2023, 16:45 Uhr

Im VHS-Lerntreff in Delmenhorst hilft Michaela Jurk Erwachsenen beim Lesen, Schreiben und Rechnen. Das Angebot ist kostenlos und kann ganz unverbindlich genutzt werden.

Die Zahl ist unvorstellbar groß: Über sechs Millionen Menschen allein in Deutschland können zwar Buchstaben, Wörter und mitunter einzelne Sätze lesen und schreiben, aber sie gelten als Analphabeten, weil sie ohne ausreichende Lese- und Schreibfertigkeiten durchs Leben kommen müssen.

Hinter dieser Zahl stehen Einzelschicksale, oft sehr traurige Geschichten, wie Michaela Jurk weiß. Sie leitet den Lerntreff, den die VHS Delmenhorst seit Mai anbietet. Ein offenes Angebot für alle, die ihre Lernbiografie und Grundbildungskompetenzen ausbauen möchten. Jurk verfügt über langjährige Erfahrung in der Grundbildung und kennt die Geschichten von Hänselei und Mobbing in den Schulen, die Scham, die oft tief sitzt und auch im Erwachsenenalter nicht verschwindet. Sie kennt Menschen, die im Alltag vorspielen, lesen und schreiben zu können. Die VHS setzt genau da an mit ihrem Angebot.

Kostenlos und ohne Anmeldung

„Lesen, Schreiben, Rechnen“, so benennt Jurk das Hauptaugenmerk. Doch der Lerntreff, der kostenlos und für den keine Anmeldung nötig ist, bietet noch viel mehr. „Es geht auch um Grundlagen der Mediennutzung und Digitalisierung und die politische und gesellschaftliche Grundbildung“, sagt Kai Reske, Leiter des Programmbereiches Grundbildung.

Besonders im Blickpunkt: das verstehende Lesen. Die Teilnehmer, viele kommen von den Delme-Werkstätten, mit denen die VHS kooperiert, erhalten jetzt auch Zugang zu Tablets, ein großes Smartboard ist auch vorhanden. Michaela Jurk vermittelt die Kenntnisse je nach Lerntyp und Lernbedarf. „Hier gibt es keinen Druck. Alles, was hier gesagt wird, bleibt im Raum. Das Angebot ist niedrigschwellig, wir wollen Spaß vermitteln“, sagt sie. Eine gute, besondere Lernatmosphäre ist ihr wichtig. Sie freut sich, dass die Teilnehmer, die regelmäßig kommen, mit Spaß und Freude dabei sind. Und sie sagt: „Es dürfen gerne noch mehr werden.“

In kreativen Projekten wird das Gelernte auch umgesetzt. Ein Besuch des Nordwolle-Museums etwa steht noch an. Im „Friedenslabor“, das kürzlich vor der VHS Station gemacht hat, waren die Teilnehmer auch gemeinsam.

Erster Schritt als Hürde

„Der erste Schritt hierher ist oft eine Hürde, doch wer erst einmal hier ist, der kommt auch gern wieder“, sagt Reske. Montags und mittwochs öffnet der Lerntreff, jeweils von 8.30 bis 11.45 Uhr, unterteilt in zwei Gruppen. Zwischen den beiden Gruppen werden Getränke und kleine Leckereien angeboten. „Es besteht kein Zwang zur Teilnahme. Wer nur ein- oder zweimal vorbeischauen möchte, ist genauso gern gesehen wie regelmäßige Teilnehmer“, sagt Jurk. Bis Dezember läuft das Angebot noch. Ob es danach weitergeht, hängt noch von der Finanzierung ab. „Wir als VHS halten das Angebot aber für sinnvoll und zielführend und würden es gern auch im kommenden Jahr als Angebot aufrechterhalten“, betont Reske.

Mehr Informationen:

Im vergangenen Oktober genehmigte der Bundestag für das Jahr 2023 für die Alphabetisierungsarbeit an Volkshochschulen zusätzliche Haushaltsmittel in Höhe von 1,875 Millionen Euro. Der Deutsche Volkshochschul-Verband (DVV) leitet die zur Verfügung gestellten Mittel nun an rund 50 Volkshochschulen weiter, die beim Bundesverband eine Anschubfinanzierung für die Einrichtung sogenannter „VHS-Lerntreffs im Quartier“ beantragt hatten. Ziel der VHS-Lerntreffs ist es, mit einer lebensweltbezogenen Ansprache im sozialräumlichen Umfeld zukünftig mit Grundbildungs- und Alphabetisierungsangeboten noch mehr Menschen zu erreichen. Der VHS-Lerntreff wird gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF).

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