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Amt weiterhin voll erreichbar Jugendamt im Kreis Oldenburg appelliert, bei Kindeswohl genau hinzuschauen

Von Thomas Deeken | 21.04.2020, 19:36 Uhr

Geschlossene Schulen und Kitas, Kontaktverbote, gestresste Familien: Es könne durchaus passieren, dass Konflikte in der Corona-Krise schneller eskalieren, heißt es seitens des Jugendamtes im

Das Jugendamt des Landkreises Oldenburg ist auch in der Corona-Krise weiterhin voll erreichbar. Darauf weist das Amt in Wildeshausen hin und appelliert nicht nur an Eltern und Angehörige, sondern auch an Nachbarn, beim Thema Kindeswohl genau hinzuschauen.

Risiko bei Suchtproblemen

Zwar schweiße die Corona-Lage viele Familien zusammen, weil Eltern und Kinder möglicherweise anders als sonst mehr Zeit miteinander verbringen. Aber es könne auch passieren, dass Konflikte jetzt schneller eskalieren und Kinder Gewalt oder Verwahrlosung erleben. „Ein besonderes Risiko gibt es in Familien, in denen psychische Erkrankungen oder Suchtprobleme eine Rolle spielen“, weiß Jugendamtsleiter Martin Ahlrichs.

Jugendamt: Im Zweifel sogar Polizei einschalten

Unter der Telefonnummer (04431) 85257 können sich Eltern melden, die von der aktuellen Situation überfordert sind und Hilfe brauchen, heißt es seitens des Jugendamtes. Auch wer den Verdacht hat, dass Kinder leiden oder Angst vor ihren Eltern haben, könne dort anrufen. Es sei jedoch auch zu beachten: Kreischende Geschwister, Getrampel auf dem Boden oder laute Musik in der Nachbarswohnung seien nicht gleich ein Hinweis auf eine Kindeswohlgefährdung. „Aber wenn die Kinder selbst um Hilfe rufen oder Eltern sagen: ,Ich pack's nicht mehr‘, dann sollte man das Jugendamt einschalten – oder im äußersten Fall die Polizei“, erläutert Ahlrichs.

"Kontakt darf nicht abreißen"

Die Corona-Pandemie stelle dabei auch das Jugendamt selbst vor neue Herausforderungen. Die gewohnten Zugänge zu den Familien seien zur Zeit nicht gegeben. Allerdings dürfe der Kontakt zu Familien, die bereits vom Jugendamt betreut werden, nicht abreißen. „Wo vor Corona Hilfebedarf herrschte, da halten wir auch jetzt regelmäßig Kontakt zu den Familien, um sie zu unterstützen“, machen die Jugendamts-Mitarbeiter deutlich.

Neue Wege wegen Infektionsgefahr

Um bei notwendigen Hausbesuchen die Infektionsgefahr möglichst gering zu halten, würden das Jugendamt und seine Kooperationspartner auch neue Wege gehen. Es gebe Video-Chats und Gespräche würden teils an der Fensterscheibe oder bei Spaziergängen mit dem nötigen Abstand geführt. Wichtig dabei: Das Wohl der Kinder hat für das Jugendamt eigenen Angaben zufolge auch unter widrigen Umständen allerhöchste Priorität.

Mehr Notrufe?

Bislang sei allerdings noch unklar, ob die Corona-Krise zu deutlich mehr Notrufen führt. „Es sind oft die Pädagoginnen und Pädagogen in Schulen und Kitas, die sich mit Verdachtsfällen bei uns melden. Aber die sehen die Kinder und Jugendlichen aktuell nicht. Stattdessen könnte es aber zu mehr Meldungen von Nachbarn, Verwandten oder Bekannten kommen“, sagt Ahlrichs.

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