Werder Bremen meldet sich vom Rande des Abgrunds und fürchtet den letzten Schritt der Saison. Es braucht schon eines Sieges gegen Köln und Schützenhilfe aus Berlin, um den zweiten Abstieg zu verhindern. Der Gegner ist auch kein gutes Omen, wie ältere Werder-Fans wissen.
Vor dem letzten Heimspiel der Saison 1979/80 steht Werder Bremen das Wasser bis zum Hals. Die Hanseaten sind Vorletzter, liegen vor dem 33. Spieltag zwei Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Genau wie heute. Zwei Punkte, 1980 bedeutet das: ein Sieg. Doch Werder spielt die schlechteste Saison seiner Bundesliga-Historie – bis zur aktuellen – hinter Nationalkeeper Dieter Burdenski hat es bereits 83mal (!) eingeschlagen. Zuletzt gab es eine Serie von drei Niederlagen. Die Kölner haben auch enttäuscht, nehmen bei 33:31 Punkten trotzdem den fünften Platz ein, der zum Uefa-Cup reicht. Aber sie haben seit neun Spielen nicht gewonnen – genau wie heute – und sechs (!) Verfolger im Nacken. Da zählen nicht nur Punkte, da zählt jedes Tor.
17000 Zuschauer sind ins Weser-Stadion geströmt – so viel werden es diesmal garantiert nicht – und noch besteht ja Hoffnung. In der ersten Hälfte stehen sich noch zwei gleichwertige Mannschaften gegenüber, die Gästeführung durch Anthony Woodcock (18.), den Star-Einkauf aus Nottingham, ist schmeichelhaft. Aber sie ist auch vorentscheidend, belehrt Kölns Trainer Karl-Heinz Heddergott hinterher die Presse: „Wer das erste Tor schießt, der hat in diesem Spiel gewonnen, das war ja ganz klar. Dann war die Sache ja eigentlich gelaufen, danach konnten wir die Bremer fast nach Belieben auskontern“. Das tun sie. Dieter Müller trifft zum 0:2 (50.), nun bricht Werder zusammen. „Diese Partie ist nur in der ersten Halbzeit mit normalen Maßstäben zu messen“, schreibt der Kicker. Und doch will einer die zweite Halbzeit gewiss nicht missen: Woodcock sorgt zwischen der 66. und 87. Minute für den ersten Hattrick eines Engländers in der Bundesliga – es kam nie mehr einer hinzu. Kommentar des Top-Scorers: „I am happy!“ Kleiner Trost für Werder: einen Engländer haben die Kölner 40 Jahre später nicht im Kader.
1980 kann das kein Trost sein. Mit 0:5 geht es in die Kabinen, die Bremer haben Tränen in den Augen. Doch Präsident Dr. Franz Böhmert verspricht: „Wir kommen wieder. Das ist ganz sicher!“ Und wie sie wieder kamen.